Arbeitszeit sicher und gesund gestalten

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Prozentuale Verteilung der wöchentlichen Arbeitszeit von abhängig Beschäftigten in Deutschland, Daten gemäß BAuA-Arbeitszeitbefragung 2021

Ziel der Arbeitszeitgestaltung muss sein, die Arbeitsfähigkeit sowie Wohlbefinden und Gesundheit der Beschäftigten zu erhalten oder sogar zu fördern. Deshalb führen die Institute der DGUV Forschungsprojekte durch und bringen deren Ergebnisse in praxisnahe Empfehlungen oder Leitlinien ein. Dabei arbeiten sie eng mit den Unfallversicherungsträgern sowie Expertinnen und Experten aus Epidemiologie, Arbeits- und Schlafmedizin, Chronobiologie, Immunologie, Toxikologie und weiteren Fachgebieten zusammen.

In Deutschland arbeiten etwa 80 % der abhängig Beschäftigten üblicherweise tagsüber zwischen 7 und 19 Uhr. Regelmäßig am Wochenende arbeiten 39% der Beschäftigten. In Schichtarbeit sind 18% der Beschäftigten tätig, davon 7% in Wechselschicht mit Nachtanteilen und jeweils 1% ausschließlich in Früh-, Spät- oder Dauernachtschicht.

Bei der Gestaltung von Arbeitszeit sind drei Aspekte relevant für die Sicherheit und Gesundheit:


1. Länge der täglichen und wöchentlichen Arbeitszeit

Etwa dreiviertel der Erwerbstätigen (76%) arbeiten in Vollzeit (ab 35 Wochenstunden), der Rest in Teilzeit (10 bis unter 35 Wochenstunden). Bei den Teilzeitbeschäftigten liegt der Frauenanteil bei 80%.

Lange tägliche Arbeitszeiten mit mehr als 9 Stunden erhöhen das Risiko für Unfälle. Ebenso birgt eine regelmäßige Wochenarbeitszeit von mehr als 40 Stunden das Risiko von Stress, Herz-Kreislaufproblemen, allgemeiner Erschöpfung oder psycho-vegetativen Beschwerden.

Ähnliche Symptome kann eine Arbeitsverdichtung nach sich ziehen, beispielsweise bei einer Verkürzung der Arbeitszeit ohne Reduktion der Arbeitsaufgaben. In einem durch die DGUV geförderten Projekt werden Instrumente zur Diagnose und Maßnahmen zum Umgang mit Arbeitsverdichtung zusammengestellt und systematisiert.

2. Lage der Arbeitszeit

Eine Tätigkeit, die regelmäßig vor 7 Uhr morgens oder nach 19 Uhr ausgeübt wird, wird als Schichtarbeit bezeichnet. Schichtsysteme in Betrieben sind vielfältig. Es wird geschätzt, dass allein in Deutschland über tausend unterschiedliche Schichtsysteme vorkommen. Vor dem Hintergrund des Klimawandels wird zum Schutz vor Hitze in der Mittagszeit ein früherer Arbeitsbeginn diskutiert, der ähnlich wie Schichtarbeit zu Schlafmangel führen könnte. Ein Präventionstool zur Schlafförderung wurde von der Verwaltungsberufsgenossenschaft zusammen mit dem IFA entwickelt (VBG-Schlafometer).

Arbeit in Wechselschichten, insbesondere Nachtarbeit (eine mindestens zweistündige Beschäftigung zwischen 23 und 6 Uhr), kann zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Zu den kurzfristigen Auswirkungen zählen verminderte Konzentrations- und Leistungsfähigkeit, Schläfrigkeit und Müdigkeit, die wiederum das Risiko für Fehler und Unfälle erhöhen. Mittelfristig können Stoffwechselstörungen, Störungen im Menstruationszyklus oder eine Gewichtszunahme, langfristig auch chronische Erkrankungen wie Diabetes oder Krebserkrankungen die Folge sein.

In der arbeitsmedizinischen Leitlinie "Gesundheitliche Aspekte und Gestaltung von Nacht- und Schichtarbeit" wurde in Zusammenarbeit mit dem IPA die bestehende wissenschaftliche Evidenz und Empfehlungen zu gesundheitlichen Auswirkungen von Nacht- und Schichtarbeit dargestellt (https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/002-030) Darüber hinaus erforschen die DGUV-Institute in einer Reihe von Projekten die gesundheitsgerechte Gestaltung von Schichtarbeit oder die Gestaltung einer gesundheitsgerechten Beleuchtung während der Nacht.

3. Vorhersehbarkeit und Flexibilität

Bei der Betrachtung flexibler Arbeitszeiten ist zu unterscheiden, ob die Beschäftigten ihre Arbeitszeit flexibel an eigene Bedürfnisse anpassen können oder an betriebliche Erfordernisse anpassen müssen. Während sich die selbstbestimmte Flexibilität bei den Arbeitszeiten positiv auf die Gesundheit auswirken kann, zeigen Beschäftigte mit betriebsseitig variablen und unvorhersehbaren Arbeitszeiten häufiger gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Rückenschmerzen, Schlafstörungen und allgemeine Erschöpfung.

Beschäftigte mit flexibler Arbeitszeit arbeiten oft länger als vereinbart. Dies führt leicht zu einer Entgrenzung von Beruf und Privatleben, zu längeren Arbeitszeiten oder erweiterter Erreichbarkeit am Abend und am Wochenende. Während beispielsweise Bereitschaftsdienste und Rufbereitschaft vom Arbeitgeber klar geregelt sind, sind bei einer arbeitsbedingten erweiterten Erreichbarkeit oft die Erwartungen seitens der Vorgesetzen oder der Mitarbeitenden an die jeweils andere Seite unklar. Dies kann zu erhöhter Belastung und damit zu Fehlbeanspruchungen führen (iga.Report 23 Teil 2: Auswirkungen von ständiger Erreichbarkeit und Präventionsmöglichkeiten).

Ansprechpersonen

Dr. Hanna Zieschang
Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG)
Themenentwicklung und Transfer
Telefon: +49 30 13001-2240

Barbara Hirschwald
Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA)
Expositions- und Risikobewertung
Telefon: +49 30 13001-3121

Dr. Sylvia Rabstein
Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV (IPA)
Kompetenz-Zentrum Epidemiologie
Telefon: +49 30 13001-4213