Kirsten Bruhn: "Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum"

Es war der 24. September 2004, als Kirsten Bruhn auf dem Siegerpodest der Paralympics von Athen ihre erste Goldmedaille in Empfang nahm. Sie hatte das Finale über 100 Meter Brust im Schwimmen überlegen gewonnen. In diesem Moment ging Kirsten ein zunächst verstörender Gedanke durch den Kopf. "Wie kann das sein? Der schönste Tag meines Lebens führt mich zurück nach Griechenland und zum schlimmsten Tag meines Lebens."

Der schlimmste Tag ihres Lebens war für Kirsten Bruhn ein Sommertag im Juli 1991. Sie war mit ihrem damaligen Freund im Urlaub, auf der griechischen Insel Kos. Nach den Ferien wollte sie ein Studium des Grafikdesigns beginnen. Ihr Freund überredete sie zu einer Spritztour auf einem Motorrad. Auf einer Serpentinenbergstrasse wurden sie von einem Auto geschnitten. Der folgende Sturz wurde für Kirsten zum einschneidendsten Ereignis ihres Lebens. Es dauerte über vierzig Stunden, bis die schwer verletzte 19jährige zur Akutversorgung nach Deutschland geflogen und operiert werden konnte. Seitdem lebt Kirsten mit einer Querschnittlähmung und ist auf einen Rollstuhl angewiesen.

Vorne eine Schwimmerin, von der nur der Rücken zu sehen ist. Bildmittig Kirsten Brun in Schwimmzeug lachend, zuhörend. eim Mikrofon und ein Monitor ragten ins Bild.

Kirsten Bruhn mit weiterer Schwimmerin (vorn) bei den Dreharbeiten.
Bild: Parapictures International

Zehn Jahre lang dauerte Kirstens Kampf zurück in ein neues Leben. Zehn Jahre Suche nach neuer Orientierung mit Therapien und Trauer um all das, was nicht mehr möglich schien. "Doch irgendwann begriff ich, dass ich mich darauf konzentrieren muss, was ich noch kann und was sich weiter entwickeln lässt", erzählt sie heute. Sehr viel weiter ließ sich Kirstens Schwimmtalent entwickeln. Seit ihrer Kindheit ist sie passionierte Schwimmerin, 2001 begann sie auf Leistung zu trainieren. Unterstützt wird sie von dem besten Team, das sie sich wünschen kann. Ihr Vater, Manfred Bruhn, ist selber leidenschaftlicher Schwimmtrainer, ihre Mutter betreut Kirsten mental.

Kirstens Bruhns Karriere als Paralympische Sportlerin begann 2002 mit der Teilnahme an den Internationalen Deutschen Schwimmmeisterschaften der Behinderten in Berlin, bei der sie in einer Disziplin bereits den Titel holte - den ersten von nun bald 100, darunter drei Paralympische Goldmedaillen. 2006 wurde sie für den Laureus Award nominiert. Über 50 Weltrekorde hat sie bislang aufgestellt. Mit einer Goldmedaille in ihrer Königsdisziplin, den 100 Meter Brust, hat sie bei den Paralympics in London ihre paralympische Karriere und 2014 ihre Profilaufbahn beendet.

Bruhn ist seit 2012 als Botschafterin für Rehabilitation, Prävention und Sport tätig beim Unfallkrankenhaus Berlin. Sie ist auch als Rednerin und Referentin in diesem Bereich aktiv. Dabei erzählt sie offen von den Grenzerfahrungen ihres Lebens und gibt ihren Zuhörern konkrete Hinweise darauf, was ihr geholfen hat, ihre Herausforderungen zu meistern: "Du bist, was Du denkst. Ich habe gelernt, mich nicht über meine Behinderung zu definieren, sondern über das, was ich zu leisten im Stande bin. Und den Gedanken folgt die Tat."

Quellen: Parapictures Film Production, kirsten-bruhn.com, Wikipedia