Effektivität und Akzeptanz von Kühlwesten bei Kurierfahrern und -fahrerinnen in der Schnelllieferbranche

Projekt-Nr. IFA 0900

Status:

laufend

Zielsetzung:

Infolge des Klimawandels haben in Deutschland die Tage mit Temperaturen über 30 °C und die Häufigkeit von Hitzewellen zugenommen. Bis zum Jahr 2050 werden fünf bis 15 zusätzliche Hitzetage pro Jahr erwartet. Diese Hitzetage belasten besonders Personen, die im Freien arbeiten. Wenn bei hohen Außentemperaturen die Körpertemperatur durch Schwitzen nicht mehr ausreichend reguliert werden kann, überwärmt der Körper. Mögliche Folgen der Überwärmung sind Kreislaufversagen, Muskelkrämpfe sowie hitzebedingte Erkrankungen wie Sonnenstich oder Hitzschlag. Hitzestress reduziert zudem die körperliche Leistungsfähigkeit, was besonders Beschäftigte im Baugewerbe, Handwerk, in der Pflege und bei Lieferdiensten betrifft.

Kühlwesten können als persönliche Schutzmaßnahme die physische Belastung bei Hitze reduzieren. Sie nutzen aktive oder passive Kühlmechanismen, um die Körpertemperatur zu stabilisieren und Überhitzung zu vermeiden. Allerdings werden Kühlwesten bisher kaum im beruflichen Kontext eingesetzt. Um die Nutzung von Kühlwesten zu fördern, sind Felduntersuchungen in verschiedenen Arbeitsbereichen notwendig. Ein Projekt evaluiert die Durchführbarkeit einer Studie zur Effektivität und Anwenderakzeptanz von Kühlwesten bei Kurierfahrern und -fahrerinnen. Dabei sollen die Effekte auf Körpertemperatur und Leistungsfähigkeit quantitativ ermittelt werden, um die Eignung der Methodik und des Einsatzes von Kühlwesten abzuschätzen und eine Grundlage für weiterführende Forschungsarbeiten zu legen.

Aktivitäten/Methoden:

In der Studie tragen mindestens fünf Kurierfahrer und -fahrerinnen von Schnelllieferdiensten die hybride Kühlweste Bodycool Hybrid während der Arbeit. Zur Aktivierung wird die Weste mit Wasser befeuchtet und Kühlpacks werden eingelegt. Die Umgebungstemperatur soll während der gesamten Arbeitszeit mindestens 25 °C betragen. Vergleichsmessungen ohne Kühlweste werden mit denselben Kurierfahrenden an Tagen mit ähnlichen Temperaturen durchgeführt.

Zu Beginn der Arbeitsschicht werden die Ruheherzfrequenz sowie die Haut- und Körperkerntemperatur der Kurierfahrer und -fahrerinnen im Sitzen gemessen (Dauer 10 min). Die Daten werden mit einem Brustgurt und Sensor (HRM-Pro und CORE von Garmin) erfasst und mit einer Smartwatch (Garmin Forerunner 965) aufgezeichnet. Der CORE-Sensor zur Erfassung der Körperkerntemperatur wird auf der Haut getragen und misst die Wärmeübertragung zwischen dem Körper und der Umgebung. Ein KI-gestützter Algorithmus verwendet diese Daten zur Berechnung der Körperkerntemperatur. In früheren Studien wurde die Validität dieser Methode durch einen Vergleich mit invasiven Messungen der Körpertemperatur nachgewiesen. Als Vergleichswerte dienten beispielsweise Messungen mit elektronischen Kapseln, die geschluckt werden und die Körperkerntemperatur im Verdauungstrakt messen.

Während der Arbeitsschicht werden Haut- und Körperkerntemperatur sowie die Herzfrequenz kontinuierlich erfasst. Zusätzlich werden die zurückgelegten Distanzen und Höhenmeter mittels GPS der Smartwatch erfasst. Ein Thermohygrometer misst die klimatischen Bedingungen (Wet Bulb Globe Temperature, Lufttemperatur, relative Luftfeuchtigkeit) im 5-Minuten-Intervall an einem stationären Standort.

Im Anschluss an die Arbeitsschicht bewerten die Kurierfahrenden die Anwenderakzeptanz der Kühlweste, ihre körperliche Anstrengung und ihr thermisches Empfinden mittels Fragebögen. Mit Freitextfragen werden positive und negative Aspekte der Kühlweste und des Studiendesigns ermittelt. Während des Ausfüllens der Fragebögen erfolgt eine abschließende Ruhemessung der Haut- und Körperkerntemperatur sowie der Herzfrequenz (Dauer 10 min).

Zur Auswertung wird aus der gemessenen Herzfrequenz die Arbeitsherzfrequenz, die mittlere Herzfrequenzreserve und der Zeitanteil [%] oberhalb der individuellen Dauerleistungsgrenze ermittelt. Ob Unterschiede in den erfassten Variablen zwischen den Messungen mit und ohne Kühlweste bestehen, wird mittels deskriptiver Statistik und Hypothesentests geprüft.

Stand:

20.11.2024

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW)
  • Berufsgenossenschaft für Transport und Verkehrswirtschaft (BG Verkehr)
Branche(n):

Dienstleistungen

Gefährdungsart(en):

ungünstige Arbeitsumgebung, Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren

Schlagworte:

Klima, Physische Beanspruchung/Belastung, Persönliche Schutzausrüstung

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Kühlwesten, Hitze, Klimawandel, Kurierfahrer, Schnellliederdienste, Körpertemperatur

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